Keiner will mehr pfeifen
VON RONNY BANAS
ZEITZ/MZ. Dem Kreisfachverband Fußball (KFV) im Burgenlandkreis gehen allmählich die Schiedsrichter aus. Inzwischen ist die Situation so akut geworden, dass Spiele der Kreisoberliga und der Kreisliga auf Sonnabend und Sonntag verteilt werden mussten. Besonders vom Schwund betroffen ist dabei der Zeitzer Bereich, wie Jörg Kölbel, Schiedsrichteransetzer für die Elsterregion beim KFV, bestätigt. „Ich habe insgesamt 54 Unparteiische zur Verfügung. Acht davon sind beruflich nur bedingt einsetzbar. Wenn an einem Wochenende in allen Ligen an einem Tag gespielt wird, brauch ich zusammengerechnet 57 Schiedsrichter. Es geht einfach nicht.“
Mittlerweile müsse man nicht nur die Spiele auf zwei Tage verteilen, auch könne in der Kreisliga nicht mehr gewährleistet werden, dass ständig drei Referees zur Verfügung stehen. „Wir werden es erleben, dass dann keine Linienrichter vor Ort sind“, so Kölbel. Die Lösung des Problems sieht er vor allem in den Vereinen selbst. „Die müssen die Werbetrommel rühren. Es kann doch nicht sein, dass mancher Verein überhaupt niemanden anmeldet. Dann brauchen wir nicht weiterzumachen.“ Nicht nur die Anzahl der Schiedsrichter mache dem Ansetzer zu schaffen, auch der Altersdurchschnitt der Unparteiischen gibt ihm zu denken. „Wir haben vor allem in der Kreisliga und der Kreisklasse nur ältere Sportfreunde, die pfeifen. Die jungen werden meist ziemlich schnell in obere Ligen delegiert und wir stehen dann da.“ Auch für Peter Kiwitt ist die jetzige Situation nicht zufrieden stellend. Er ist einer der ältesten Schiedsrichter im Bereich Zeitz und seit langem tätig. „Ich halte von der Regelung, samstags und sonntags zu spielen, überhaupt nichts. Das belastet uns als Schiedsrichter doch eher, als uns zu entlasten. Wenn man an beiden Tagen pfeifen muss, da wird sich doch kaum noch jemand hinstellen.“ Kiwitt stößt außerdem in dasselbe Horn wie Jörg Kölbel. „Das ist alles ganz logisch, dass es hier im Kreis allmählich dünn wird. Jeder junge Schiedsrichter, der etwas kann, macht das doch nicht lange hier. Der geht dann gleich höher. Und dann pfeift er dort mal ein schlechtes Spiel, wird womöglich noch angegangen und kommt nie wieder.“ Er selbst habe es schon erlebt, dass Schiedsrichter auf dem Platz bedroht und angegriffen wurden, und zwar nicht nur von den Spielern. „Es gibt zuweilen einfach keinen Schutz mehr für uns. Wenn man uns gegenüber handgreiflich wird, hört der Spaß auf“, so Kiwitt. Für Carsten Kreft ist es unverständlich, dass nicht vorher schon reagiert wurde. Der 18-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren Unparteiischer und wundert sich über die Untätigkeit. „Das wissen die doch nicht erst seit gestern, dass es immer weniger Schiedsrichter werden. Hier hätte schon vor ein paar Jahren gehandelt werden müssen“, sagte er. Dass er nun auch sonntags ran muss, ärgert ihn. „Sonntags ist ungünstig, vor allem für uns jüngere. Ich meine, man will ja auch einmal abends etwas unternehmen. Und dann am Sonntagmittag auf dem Fußballplatz stehen, das macht keinen Spaß“, so der Kaynaer. Kreft sieht auch die betroffenen Vereine in der Pflicht. „Wenn die keine Referees mehr schicken, muss man im Zweifel auch einmal einen Punktabzug in Kauf nehmen. Vielleicht hilft das.“