Am Ende brechen alle Dämme
3 min readVon Tobias Schlegel
Zeitz – Johannes Kunze war der erste, der nach dem Abpfiff zu singen begann. „Nie mehr Kreisoberliga, nie mehr, nie mehr“, stimmte der Stürmer von Motor Zeitz an und seine Teamkameraden setzten mit ein. Dabei wirkten die Akteure und Trainer Torsten Müller in den 90 Spielminuten im letzten Saisonspiel der Kreisoberliga gegen die Reserve des 1. FC Weißenfels schon fast unterkühlt.
Die Tore beim letztlich klaren 6:1-Erfolg wurden nur spärlich bejubelt, dabei brauchten sie nur einen Sieg, um den Aufstieg in die Landesklasse sicher zu haben. „Die Nervosität war am Anfang förmlich zu greifen“, sagte Müller.
Dies änderte sich mit dem Schlusspfiff, und es brachen nun alle Dämme. Nach 14 Jahren kehrt Motor Zeitz in die Landesklasse zurück und verabschiedet sich vom Fußball auf Kreisebene. „Das ist ein großes Ding für uns“, so Müller und Stürmer Kunze ergänzte: „Das ist der Wahnsinn. Mir fehlen die Worte, ich bin so glücklich.“ Mit zwei Toren zu Beginn der zweiten Hälfte war es der 24-Jährige, der sein Team auf die Siegerstraße brachte und damit das Tor zur Landesklasse weit öffnete.
Erst brachte er seinen eigenen Abpraller im gegnerischen Tor unter (46. Minute), dann verwertete er eine Hereingabe von Patrick Fuhrmann zum 2:0. „Ich bin wirklich glücklich, dass ich der Mannschaft weiterhelfen und uns auf die Siegesspur bringen konnte“, meinte Kunze freudestrahlend. Damit war der Weg geebnet für den späteren 6:1-Erfolg, wonach es am Anfang gar nicht aussah.
Klare Chancen
Denn Motor zappelten am Anfang tatsächlich die Nerven. Klare Chancen wurden fast schon fahrlässig vergeben oder man biss sich an der Weißenfelser Abwehr die Zähne aus. Hier spielte dem Club vor allem die Abgezocktheit von Keeper Tobias Grün und Abwehrmann Marc Barthmuß in die Karten, die fest zum Stamm der Landesliga-Elf des 1. FC Weißenfels gehört.
„Es war schwer für uns in der ersten Halbzeit, denn der Gegner stand sehr tief und Weißenfels kann auch Fußball spielen und hat in der Rückrunde viele Punkte geholt“, meinte Johannes Kunze. Sein Trainer sah es ähnlich: „Wir haben lange gebraucht und viele Chancen vergeben. In der zweiten Halbzeit ist dann Gott sei Dank früh das erste Tor gefallen und so haben sich dann die Bremsen gelöst gegen eine gute Weißenfelser Mannschaft, die gut gegengehalten hat“, so Torsten Müller.
Sein Team spielte sich nun in einen wahren Rausch und der Widerstand auf Seiten der Gäste, für die es praktisch um nichts mehr ging, ließ nun nach. So konnten Daniel Albert (63.), Christopher Braun (75.), Domenic Rosieck (89) und Patrick Fuhrmann (90.) das Ergebnis weiter hochschrauben. „Die Mannschaft hat noch mal versucht, ihr ganzes Können abzurufen und das ist nicht einfach, denn am Saisonende ist der Kräfteverschleiß doch ziemlich hoch“, erklärte Müller.
Platz zwei in der Endabrechnung
Das 6:1 gegen den Weißenfelser Club II war im Übrigen der sechste Sieg in Folge, der Motor letztlich Platz zwei in der Endabrechnung bescherte. Während die Konkurrenz um Profen, Osterfeld, Teuchern, Lützen und Nebra in den vergangenen Wochen des Öfteren patzte, rollte Zeitz das Feld von hinten auf. „Wir haben kontinuierlich gepuscht und auch Rückschläge weggesteckt. Wir wollten immer weitere Siege einfahren, und so kommt der Aufstieg jetzt nicht von ungefähr“, erklärte Müller, dessen Mannschaft in der Saison immer etwas zurücklag und nie ganz vorne mitmischte. Bis jetzt.
Für Goalgetter Kunze war der Auswärtssieg in Nebra vor einer Woche entscheidend, als Motor bei einem der spielstärksten Teams der Kreisoberliga einen Rückstand noch in einen Sieg ummünzte. „Wir haben uns in den letzten Wochen so weiterentwickelt und waren unglaublich stark“, sagte der Angreifer, dem am Sonntag noch eine lange Nacht bevorstand: „Jetzt wird gefeiert bis morgen früh“, versprach Johannes Kunze mit einem breiten Grinsen im Gesicht. (mz)